Der ungefähr 7150 m2 große Appellplatz war einer der zentralen Orte des „Schutzhaftlagers“ (Häftlingslager). Hier erfolgte die tägliche Zählung der Häftlinge, bei der sie stehend bei jedem Wetter die Schikanen der Wachmannschaften ertragen mussten. Wenn die Zahlen nicht stimmten, konnte der Appell auf mehrere Stunden ausgedehnt werden. Auf dem Appellplatz wurden auch Strafen sowie Hinrichtungen mit einem mobilen Galgen vollzogen.
Der Appellplatz wurde bereits beim Aufbau der ersten Baracken Anfang Mai 1940 – als struktureller Bestandteil des Unterbringungstypus Lager – mit eingeplant. Die ersten Häftlingsbaracken grenzten südlich an eine noch von Entwässerungsgräben durchzogene freie Fläche. Nachdem die Entwässerungsgräben zugeschüttet waren, war der Appellplatz anfangs noch unbefestigt und bei Regen mussten die Häftlinge knöcheltief im Morast waten oder stehen. Das „Walzenkommando“ hatte daher die Aufgabe, den Appellplatz regelmäßig mit einer schweren, von den Häftlingen gezogenen Walze zu planieren und dadurch zumindest ein wenig besser begehbar zu machen.
Ab November 1940 begann ein Häftlingskommando, den Appellplatz zu betonieren, wobei aufgrund des Frostes die Arbeiten im Winter teilweise eingestellt werden mussten. Der Architekt und ehemalige Häftling Hans-Alf Dortmann war an der Betonierung beteiligt. Dortmann beschreibt, dass die „Arbeit am Appellplatz begann, sobald die Temperaturen etwas über Null lagen. […] [B]eim Betonieren des Appellplatzes wurde ich gefragt, wie man am besten vorgeht. Ich wies darauf hin, daß man Teilflächen von nicht mehr als 4 × 4 Meter verschalen und mit Beton ausgießen müsse. Zwischen den Teilflächen müssten Dehnungsfugen, weil der Beton sich ja bei Erwärmung ausdehne. So wurde es dann auch gemacht.“
Im Sommer 1941 wurde die Befestigung des Appellplatzes abgeschlossen und mit der Pflasterung der Lagerstraße begonnen.
Der Appellplatz bestand aus 6 cm dicken Betonplatten. Hans-Alf Dortmann berichtet, dass die Plattengrundflächen in der Bauphase durch Bohlen begrenzt und dann mit Beton gefüllt worden seien. Die Platten seien nicht mit Stahlmatten verstärkt und der Beton sei durch die manuelle Verdichtung durch Häftlingskommandos nur ungenügend verfestigt worden. Dies führte bald zu Setzungsrissen in den Betonplatten.
Die Lagerstraße wurde mit rötlichen Porphyrsteinen gepflastert und durch eine konventionelle Kanalisation entwässert. Bei den häufigen und starken Regenfällen war das anfallende Oberflächenwasser jedoch kaum abzuführen, sodass sich andauernd Wasserlachen vor den Abläufen bildeten.
Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde im November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Der Appellplatz wurde genutzt, um dort Zählappelle oder auch die Essensausgabe durchzuführen.
Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Für den Neubau eines Haftgebäudes mit einem Innehof an dem ursprünglichen Standort der Häftlingsbaracken wurde der nördliche Teil des Appellplatzes bis zum Mai 1949 rückgebaut, da ein Flügel des Neubaus bis auf den Appellplatz reichte.
Der zweite, größere Teil des Appellplatzes wurde nach der Fertigstellung des neuen Haftgebäudes rückgebaut. Wann genau die Betonplatten des Appellplatzes durch Justizgefangene zertrümmert wurden, ist nicht bekannt. Der ehemalige Justizvollzugsbeamte in der Justizvollzugsanstalt XII Hermann Kaufmann berichtet davon, dass ca. 1956 der Appellplatz „kaputt geschlagen“ worden sei, um mit den Trümmern den Sportplatz südlich des ehemaligen Appellplatzes im Bereich zwischen dem ehemaligen Arrestbunker (Lagergefängnis) und dem ehemaligen „Sonderlager für französische Prominente“ zu fundamentieren. Die nun unbefestigte Fläche wurde in eine gärtnerisch gestaltete Rasenfläche umgewandelt.