Verwaltungsbaracke der DESt

Vermutlich Mitte 1942 wurde am Neuen Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) eine 8,84 m × 18,75 m große Verwaltungsbaracke errichtet. Die 3,00 m hohe Baracke (Dachhöhe 4,00 m) hatte ein flach geneigtes Satteldach. Hier war unter anderem das Baubüro der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH (DESt) untergebracht. Ungefähr 30 m nördlich wurde an der damals noch auf Höhe der Mitte des neu errichten Klinkerwerks liegenden Einfahrt zum Klinkerwerk zusätzlich eine 4,50 m × 14,10 m große Baracke für die SS‑Wachmannschaften errichtet.

Nach der 1943 erfolgten Verlegung der Einfahrt auf die Höhe des südlichen Endes des Klinkerwerks sollten die beiden Baracken durch zwei massive Neubauten ersetzt werden. Südlich der neuen Zufahrt war ein ca. 18 m × 32 m großes Verwaltungsgebäude für die DESt vorgesehen und nördlich der Zufahrt war ein 10 m × 36 m großes Pförtnergebäude mit einer Wache für die SS‑Wachmannschaften unmittelbar in der Planung. Die beiden bisher genutzten Baracken wurden zu Beginn der Baumaßnahme für das Pförtnergebäude 1943 abgerissen. Im Oktober 1943 wurden die Baupläne jedoch geändert. Auf den bereits errichteten Fundamenten sollte nun ein Notwohnungsgebäude für ausgebombte „Gefolgschaftsmitglieder“ der DESt mit einer Behelfsgarage errichtet werden. Die Form des neuen Gebäudes wurde jedoch schon mit Blick auf die spätere Weiternutzung als Pförtnergebäude geplant. Parallel zum Neuen Heerweg wurde das 10 m × 36 m große Gebäude in massiver Bauweise bis in das Jahr 1944 hinein errichtet. Das Verwaltungsgebäude der DESt wurde dagegen nicht mehr errichtet. An dem ursprünglich vorgesehenen Standort wurde stattdessen 1944 ein Betonplattenhaus aufgestellt und als Wachgebäude für die SS‑Wachmannschaften genutzt.

Nach der Fertigstellung des Pförtner- bzw. Notwohnungsgebäudes wurde allerdings nur eine Notwohnung eingebaut und bezogen. Offensichtlich wurde die Verwaltung der DESt hierher verlegt, nachdem kein eigenes Verwaltungsgebäude errichtet worden war.

Das Gebäude war in Klinkersichtmauerwerk ausgeführt und hatte ein steiles, mit Dachpfannen gedecktes Satteldach. Das Obergeschoss erhielt Licht durch Fenster in den Giebelseiten und durch große Schleppgauben auf beiden Seiten des Daches.

Auf der südlichen Seite erfolgte der Zugang in das Gebäude durch eine zurückversetzte Erdgeschossfassade mit großen Rundbögen. Auf der östlichen Seite befanden sich zwei weitere Eingangstüren in der Mitte des Gebäudes. Die im nördlichen Teil des Gebäudes liegenden Behelfsgaragen hatten große Holztore.

Das Verwaltungsgebäude ähnelte durch Verwendung des für die Region typischen Baustoffs Klinker und durch Stilelemente des so genannten „Heimatschutzstils“ wie Gauben, Fensterteilung, Rundbögen, gestaltete Fensterschlusssteine und die überdachte Durchfahrt in seiner äußeren Gestaltung dem neuen Klinkerwerk.

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde ab November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Das Gebäude wurde bis Dezember 1945 als Wach- und Verwaltungsgebäude für den CIC‑Bereich des Klinkerwerks genutzt.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. In dem Gebäude wurden Unterkünfte für Justizbedienstete eingerichtet.