Eingang SS-Lager / SS-Hauptwache

Nachdem 1940 die ersten Unterkunftsbaracken im SS‑Lager erstellt waren, wurde damit begonnen, an der West- und der Nordseite einen „repräsentativen“ Zaun um das Lager zu errichten. In Abständen von 3,50 m wurden 2 m hohe und 46 cm ×46 cm starke Pfeiler gemauert. In den Zwischenräumen wurden weiße, auf gemauerten Sockeln stehende Holzlattenzäune befestigt. Die Pfeiler und Mauerwerkssockel waren durch Betonplatten mit Zieroberfläche in Rillenstruktur abgedeckt und gegen Regenwasser geschützt. Dadurch erhielt das SS‑Lager – gerade auch im Verhältnis zu dem Stacheldrahtzaun um das „Schutzhaftlager“ (Häftlingslager) – einen „gefälligeren“ Charakter.

Mit dem Zaun wurde auch der Eingang in das SS‑Lager durch Häftlinge gebaut. Ein parallel zum SS‑Lager verlaufender Entwässerungsgraben am Neuen Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) wurde durch eine kleine massive Brücke überquert. Die Brücke war an den Seiten durch niedrige Mauern begrenzt und endete auf der Lagerseite an zwei Mauerwerkspfeilern des Zaunes. Im Lager selbst standen etwas zurückversetzt zwei Masten mit Hakenkreuz- und SS‑Runen-Fahnen. Außerhalb des Lagers stand südlich des Eingangs ein kleiner hölzerner Unterstand für die SS‑Wache.

Diese Eingangssituation war jedoch nicht besonders „repräsentativ“ und war kaum als Lagereingang erkennbar.

Bereits im März 1942 wurde der Eingangsbereich neu geplant und ein Wachgebäude vorgesehen. Im Winter 1942 / Frühjahr 1943 wurde der gesamte SS‑Lager-Eingang umgestaltet. Die Brücke wurde verbreitert, ein neues Holztor gebaut und ein Neubau errichtet, der als SS‑Hauptwache nun die Funktion eines „repräsentativen“ Eingangsgebäudes übernahm. Die Fahnenmasten wurden im Zuge der Umgestaltung des Eingangs vor den Lagerzaun versetzt.

Das eingeschossige Gebäude hatte ein Klinkersichtmauerwerk und ein nach allen vier Seiten abgeschrägtes Pfannendach. Durch den für die Region typischen Baustoff Klinker und Stilelemente des so genannten „Heimatschutzstils“ wie das Walmdach und die weißen, sechsgeteilten Sprossenfenster wurde versucht, der Wache ein „gefälliges“ Äußeres zu geben.

Der Eingang in die SS‑Hauptwache befand sich direkt am Lagereingang und war von der Straßenseite zugänglich. Die Fassade wurde etwas versetzt, sodass der Dachunterstand bei schlechtem Wetter Schutz bot.

Vor der Wache befand sich eine kleine Freifläche, auf der zeitweilig ein hölzerner Unterstand für die SS‑Wache stand.

In der SS‑Hauptwache befanden sich die Diensträume der SS‑Wache und vermutlich auch eine kleine Waffenkammer und Arrestzellen für SS‑Männer.

Im Sommer 1943 wurde ein neuer massiver Wachturm für das „Schutzhaftlager“ direkt an die SS‑Hauptwache angebaut. Der Zugang zum Wachturm erfolgte durch das Wachgebäude. Das nach allen vier Seiten abgeschrägte Dach der Hauptwache musste dafür im südlichen Teil aufwendig umgebaut werden.

Der gepflasterte Weg in das SS‑Lager wurde bereits schon früh, wahrscheinlich 1940, bevor die SS‑Lager-Straße mit Granitsteinen gepflastert wurde, mit jungen Setzlingen als Allee bepflanzt.

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde ab November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Die britische Armee nutzte die SS‑Wache weiterhin als Wachgebäude.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Die Wache wurde 1953 um einen Anbau erweitert und bis 1983 als Eingang in das Gefängnis genutzt.