Vermutlich bereits in der zweiten Jahreshälfte 1940 (spätestens jedoch bis Januar 1941) wurde im Süden des „Schutzhaftlagers“ (Häftlingslager) hinter der zu diesem Zeitpunkt noch bestehenden Kohlenlager- und Werkstattbaracke und unmittelbar östlich neben dem Krankenrevier (später Krankenrevier I) ein kleines Gebäude in massiver Bauweise aus Klinkern errichtet. Das ca. 6 m × 12 m große und 3 m hohe Gebäude (Dachhöhe 5 m) war weiß verputzt und hatte ein mit Teerpappe gedecktes Satteldach. Hier befand sich die so genannte Leichenkammer. An einem Flur lagen links und rechts je ein Raum. In dem östlichen, klinisch weiß gekachelten Raum stand ein massiver, ebenfalls gekachelter Tisch. Hier wurden Leichname seziert und es wurden ihnen die Goldzähne herausgebrochen. In dem westlichen Raum wurden die Leichname verstorbener Häftlinge abgelegt.
Lag eine gewisse Anzahl von Leichen in der Leichenkammer, so wurden sie anfangs durch den Bergedorfer Beerdigungsunternehmer Ohlrogge zur Verbrennung zum Krematorium auf dem Ohlsdorfer Friedhof gebracht, ab Ende 1942 durch das „Leichenkommando“ in die südlich im Industriehof des KZ Neuengamme stehende „provisorische Verbrennungsanlage“.
Der ungewöhnlich hohe Materialaufwand durch die Massivbauweise der Leichenkammer könnte in der Kühlfunktion der massiven Wände begründet gewesen sein.
Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde im November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet.
Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Die weitere Nutzung der Leichenkammer durch die britische Militärverwaltung und im Männergefängnis Neuengamme ist nicht bekannt.