Arrestbunker (Lagergefängnis)

Der in der Lagersprache Arrestbunker genannte Zellenbau des Lagergefängnisses wurde im Winter 1940 als massives 7,70 m × 5,30 m großes und 3,30 m hohes Klinkergebäude (Dachhöhe 4,50 m) in eine bestehende Baracke eingebaut, in der bis dahin Werkstätten und ein Kohlenlager untergebracht waren. Die Mauern wurden auf den bestehenden Streifenfundamenten der Baracke gegründet. Die Zwischenwände der Zellen und des Flures waren zusätzlich auf Streifenfundamenten gegründet.

Die Werkstätten und das Kohlenlager wurden weiterhin genutzt. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt wurde der nicht als Arrestbunker genutzte Teil der Baracke abgerissen. Der Zellenbau blieb mit den umgebenden Barackenwänden als Hülle als nunmehr eigenständiges Gebäude stehen und wurde mit einem Zaun vom „Schutzhaftlager“ (Häftlingslager) abgetrennt. Der Arrestbunker hatte fünf Einzelzellen von 1,25 m × 3,10 m Grundfläche mit je einem kleinen, vergitterten Fenster zur östlichen Seite des „Schutzhaftlagers“. Der Zugang erfolgte über einen vorgelagerten 1,30 m breiten Flur. Der Arrestbunker wurde auch als Hinrichtungsstätte der Gestapo-Leitstelle Hamburg genutzt. Gestapogefangene sowie KZ‑Häftlinge wurden im Flur durch Erhängen und Erschießen exekutiert.

Im Rahmen der Planungen für einen allgemeinen Umbau des „Schutzhaftlagers“ sollte ein neuer Zellentrakt in einem massiven Gebäude südlich des Appellplatzes errichtet werden. Aus einem Entwurf vom 25. Februar 1942 geht hervor, dass 23 Einzelzellen und zusätzliche Diensträume vorgesehen waren. Zur Ausführung des Neubaus ist es jedoch nicht mehr gekommen.

Anfang September 1942 wurde der Arrestbunker umgebaut, die Fenster wurden abgedichtet und mit Metallklappen versehen und es wurden Heizspiralen und Ventilatoren eingebaut und Einwurfschächte in das Dach eingefügt. Dies diente der Vorbereitung von zwei Vergasungen sowjetischer Kriegsgefangener mit Zyklon B von, die im September 1942 (197 Gefangene) und im November 1942 (251 Gefangene) durchgeführt wurden.

In den letzten Monaten des Krieges wurden in der Hinrichtungsstätte immer mehr Gefangene der Gestapo „häufig 50 und mehr Menschen pro Woche“, erhängt.

So wurden am 21. und 23. April 1945 im Arrestbunker 71 Menschen, Gefangene aus dem Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel, hingerichtet. Ein Teil dieser Gefangenen hat Widerstand geleistet und sich in den Arrestzellen verbarrikadiert. Der SS‑Obersturmführer Anton Thumann hat daraufhin mehrere Handgranaten durch das Fenster in die mittlere Zelle geworfen. Die Detonation tötete die Häftlinge und „riß beide Seitenwände der Zelle herunter, so daß aus drei Zellen eine wurde“, so Thumann in einer Aussage im britischen Ermittlungsverfahren. Der ehemalige Häftling Helmut Bickel berichtete, dass dabei auch die mittlere der metallenen Fensterklappen abgerissen worden sei. Über den Wiederaufbau des zerstörten Bereichs des Arrestbunkers ist nichts bekannt. Es ist fraglich, ob dies in der verbleibenden Woche bis zur Räumung des KZ noch erfolgte.

Ab dem 28. April 1945 begannen Häftlinge im Zuge der Räumung des KZ Neuengamme durch die SS, neben den Baracken, dem Krematorium und der Leichenkammer auch den Arrestbunker zu reinigen. Der ehemalige Häftling Mieczysław Krause berichtet, es sei „unter Aufsicht der SS versucht [worden], alle Spuren [...] von Misshandlungen der Häftlinge zu beseitigen. [...] Im Bunker beseitigte man die Haken, auf denen die Todesstrafe vollstreckt wurde.“

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde im November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Der Arrestbunker wurde durch einen Anbau um ca. 10 bis 12 Zellen vergrößert, mit einer Zentralheizung versehen und als „Detention Barracks“ weitergenutzt.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Bei der Übergabe wurde der massive Arrestbunker als bestehendes „Arresthaus“ aufgelistet. Im Dezember 1949 berichtete der Journalist Kurt Krause in einer Reportage über das Männergefängnis Hamburg-Neuengamme, dass die „alten, vorhandenen Arrestzellen [...] unbenutzt [stehen], da sie zu unmenschlich angelegt sind“. Bis zum 5. Oktober 1950 wurde der ehemalige Arrestbunker dann nach Aussage des ersten Gefängnisleiters, Fritz Schütt, abgerissen.