"Lagerbahnhof"

Ab Winter 1943/44 wurden größere Häftlingstransporte zunehmend auch über ein provisorisch in Betrieb genommenes Anschlussgleis an die Strecke Bergedorf–Zollenspieker der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn AG (BGE) in das KZ Neuengamme gebracht.

Im Bereich des Industriehofes befand sich der so genannte „Bahnhof“. Hier hielten die Züge und die Häftlinge wurden unter großen Schikanen aus den Waggons getrieben.

In der ursprünglichen Gleisplanung der BGE von Januar 1941 war an dieser Stelle kein Gebäude vorgesehen, erst in einem übergeordneten Entwurf der Amtsgruppe C im SS‑Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (WVHA) vom 3. März 1942 wurde im Zusammenhang mit dem geplanten Industriehofes südlich des Industriehofes ein ca. 12,50 m × 52,00 m großes massives Gebäude geplant, das bis spätestens Dezember 1942 auch errichtet wurde. Das Gebäude wurde zunächst als „Kohlenschuppen“, später als „Kohlenbunker“ bezeichnet, in späteren Plänen auch als „Holzlager“.

Der im Nachhinein oftmals „Lagerbahnhof“ genannte Kohlenbunker wurde in massiver Klinkerbauweise errichtet. Das 2,30 m hohe Gebäude (Dachhöhe 3,00 m) war weiß verputzt und hatte ein mit Teerpappe gedecktes, flach geneigtes Satteldach.

Ob das Gebäude tatsächlich Funktionen eines „Bahnhofes“ – Ankunftsräumlichkeiten und Räume für die Zugkoordination – aufnahm, ist nicht bekannt. Es ist aber unwahrscheinlich. Das Gebäude scheint lediglich nach diesem Ort, an dem die Züge mit den Häftlingen ankamen, als „Bahnhof“ bezeichnet worden zu sein.

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde ab November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Der Kohlenbunker wurde hier als bestehendes Gebäude aufgelistet. Die Nutzung ist nicht bekannt.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Der ehemalige Kohlenbunker diente als Lagerbaracke in dem als Bauhof genutzten ehemaligen Industriehof. Der Zeitpunkt des Abrisses ist nicht bekannt.