Die Gebäudegruppe, die das alte Klinkerwerk bildete, lag am Neuengammer Hausdeich 60 in der Gemeinde Neuengamme. Das Grundstück wechselte im Laufe der Jahre mehrfach den Eigentümer. Der letzte Eigentümer, der Hamburger Hausmakler Halbe, kaufte das Grundstück 1923 und errichtete an der damaligen Dorfstraße ein kleines Klinkerwerk. Das Unternehmen ging jedoch Konkurs und Halbe nahm sich das Leben. Mehrere Gläubiger erwarben daraufhin das Grundstück und ließen es bewirtschaften. Am 3. September 1938 erwarb dann das SS‑Tarnunternehmen Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DESt) das Grundstück mit dem Klinkerwerk.
Auf dem Gelände standen ein von Halbe 1923 errichtetes repräsentatives Wohnhaus mit einem großen Hofgebäude sowie das Klinkerwerk mit einem kleinen Ringofen und dem charakteristischen hohen Schornstein.
Nachdem das Werk von der SS übernommen und ein Außenlager des KZ Sachsenhausen eingerichtet worden war, wurden nach weiträumiger Einzäunung des Geländes 100 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen einquartiert. Die Häftlinge hatten anfangs ihre Schlafstellen auf dem Dachboden über dem Trockenofen, bis ein neu errichtetes, massives Gebäude als Unterkunft diente. Die SS‑Wachmannschaften waren zumindest zeitweilig in dem Wohnhaus und in dem Hofgebäude untergebracht.
Zu dieser Zeit wurden einige weitere Schuppen und Nebengebäude errichtet, deren Nutzung jedoch nicht bekannt ist. Möglicherweise wurden sie im Rahmen der folgenden Brennversuche errichtet.
Die Häftlinge mussten das Klinkerwerk zunächst wieder instand setzten und dann unter anderem Nasspresseinrichtungen und moderne Tunnelöfen zur Erprobung neuer Produktionsverfahren errichten. Trotz vielfacher Versuche wurde jedoch nicht der gewünschte Erfolg erzielt und die Klinkererzeugnisse stellten sich als nur eingeschränkt nutzbar dar. Die SS entschied daraufhin, dass südlich des Klinkerwerks ein neues modernes „Großklinkerwerk Hamburg“ errichtet werden sollte. Für den Neubau wurden im alten Klinkerwerk die unbrauchbaren Tunnelöfen durch einen Ringofen ersetzt, denn während der Aufbauphase des neuen Klinkerwerks ist das alte Klinkerwerk weiterhin genutzt worden, um Klinker für den Neubau zu brennen. Erst nachdem das neue Klinkerwerk teilweise fertig gestellt war und einige der neuen Öfen in Betrieb genommen waren, wurde Ende 1942 die Produktion eingestellt und das alte Klinkerwerk bis 1944 bis auf den Ringofen abgerissen.
1943 und 1944 wurden im ungenutzten Verwaltungsgebäude des alten Klinkerwerks am Neuengammer Hausdeich mehrere Betriebswohnungen für ausgebombte „Gefolgschaftsmitglieder“ der DESt eingerichtet.
Der südliche Teil des Grundstücks des alten Klinkerwerks wurde 1943 an die SS‑Kantinengemeinschaft verpachtet und als Lagergärtnerei des KZ Neuengamme genutzt, für die Häftlinge drei Gewächshäuser errichteten. Westlich der Gewächshäuser wurde ein Schuppen des alten Klinkerwerks abgerissen, um hier mehrere Frühbeete einzurichten.
Die „vorhandenen Unterkünfte“ der SS‑Wachmannschaften aus der Anfangszeit wurden 1944 zusammen mit „dem früheren Fabrikhof neu hergerichtet“ und als Quartier für Wehrmachtssoldaten genutzt.
Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde ab November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Die Nutzung der Gebäude des alten Klinkerwerks ist nicht bekannt.
Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Die erhalten gebliebenen Gebäude des alten Klinkerwerks dienten bis 1952/53 als Unterkünfte für Justizbedienstete. Sie wurden dann abgerissen und auf dem Gelände entstand bis 1954 eine Wohnsiedlung für Justizbedienstete.