Unterkunftsbaracken der SS-Wachmannschaften

Von Februar 1940 bis Anfang 1941 wurden von KZ‑Häftlingen drei parallel stehende Unterkunftsbaracken für die SS‑Wachmannschaften errichtet. Die Baracken waren auf Streifenfundamenten gegründete Normbaracken. Sie hatten mit Teerpappe gedeckte, flach geneigte Satteldächer. Sie waren jeweils für eine SS‑Hundertschaft vorgesehen. Durch die Modulbauweise konnten sie im Inneren flexibel gestaltet werden. Da die Breite der Baracken nicht genau bekannt ist, kann auch keine Aussage zum Barackentyp gemacht werden. Möglicherweise waren die Unterkunftsbaracken Vorläufer des vom Amt II des SS‑Hauptamtes Haushalt und Bauten (HAHuB) entwickelten und seit 1941 eingesetzten Typs H3. Dieser Barackentyp hatte eine Breite von 12,50 m. Unter Umständen handelte es sich aber auch um 13,80 m breite „Einheitsmannschaftsbaracken“. Die Unterkunftsbaracken waren unterschiedlich ausgeführt. Die 52,50 m langen Baracken unterschieden sich mit 3,10 m bzw. 3,35 m leicht in der Höhe (Dachhöhe 4,70 m bzw. 4,80 m). Der Grund könnten unterschiedliche Gründungsarten sein. An beiden Stirnseiten befand sich jeweils eine Eingangstür. Vermutlich verfügten sie über einen mittigen Flur, an dem die einzelnen Räume lagen. Die Räume verfügten jeweils über mehrere Einzelfenster oder zweiflügelige Doppelfenster mit Oberlicht. Jeweils an einem Barackenende befanden sich die Latrine und der Waschraum. Diese Bereiche hatten kleine, hoch liegende Fenster.

In der Unterkunftsbaracke der 1. SS‑Kompanie waren zumindest anfangs auch die Schreibstuben der 1. SS‑Kompanie und des SS‑Bataillons untergebracht. Bis Anfang 1941 wurden im Norden des SS‑Lagers rechtwinklig zu den Mannschaftsunterkünften zwei weitere Unterkunftsbaracken erstellt. In der nordöstlichen Baracke waren ebenfalls Mannschaftsdienstgrade, in der nordwestlichen Baracke die SS‑Unterführer untergebracht. Bei diesen 12,50 m × 55,00 m großen und mit 3,08 m bzw. 3,27 m ebenfalls unterschiedlich hohen Baracken (Dachhöhe 4,43 m bzw. 4,55 m) dürfte es sich um den Typ H3 vom HAHuB gehandelt haben.

Anders als die zuerst errichteten Unterkunftsbaracken waren diese beiden Baracken jeweils durch eine in der Mitte errichtete Brandmauer in zwei Teile geteilt. Dies erfolgte vermutlich aufgrund der „Richtlinien für den Feuerschutz von Baracken“ des Chefs der Heeresrüstung vom 7. Juni 1940, nach der in Baracken, die länger als 45,00 m waren, Brandmauern errichtet werden mussten .

In der ersten übergeordneten Planung des „K. L. Neuengamme“ vom 5. März 1942 waren auch im SS‑Lager verschiedene Neu- und Umbauten vorgesehen. Den Planungen entsprechend wurde 1942 parallel stehend zur SS‑Unterführer-Baracke eine weitere, 12,50 m × 42,50 m große und 3,10 m hohe Baracke (Dachhöhe 4,90 m) erstellt, in der sich die Unterkünfte der höheren SS‑Führer befanden. Möglicherweise befanden sich in der Unterkunftsbaracke auch einige Aufenthaltsräume für die SS‑Führer.

Zur „Erbauung“ der SS‑Männer wurde direkt vor der Unterkunftsbaracke der Führer- und Unterführer ein kleiner Ziergarten mit einem Springbrunnen und Gartenstühlen eingerichtet. In Verbindung mit einem kleinen Ziergarten im Bereich des „Schutzhaftlagers“ (Häftlingslager) sollte hiermit aber wohl auch ein „gefälliger“ Eindruck am Neuen Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) erzeugt werden.

Zwischen den parallel zum Neuen Heerweg und den rechtwinklig dazu stehenden Unterkunftsbaracken ließ die SS außerdem einen kleinen Heilkräutergarten anlegen, der von Häftlingen gepflegt werden musste.

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde ab November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Die britische Armee nutzte das SS‑Lager als „Permanent Staff Camp“ zur Unterbringung der britischen Soldaten.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. In der Anfangszeit wurden auch die Justizbediensteten in den Unterkunftsbaracken untergebracht. Bis 1956 wurden die Baracken nach und nach abgerissen.