„Oase“

Südlich des Eingangs in das „Schutzhaftlager“ (Häftlingslager), vor der Effektenkammer und der Kleiderkammer direkt am Neuen Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg), ließ die SS zu einem nicht bekannten Zeitpunkt eine kleine Gartenanlage errichten. Den Mittelpunkt bildete ein kleiner, aus drei Klinkerschichten gemauerter sechseckiger Sockel, in dem eine Trauerweide gepflanzt wurde. Um die Trauerweide führte ein kleiner Rundweg mit Blumenbeeten und einigen Sitzbänken. Bevor die Trauerweide gepflanzt wurde, soll sich auf dem Klinkersockel zeitweise ein Käfig mit zwei kleinen Äffchen befunden haben.

Häftlinge hatten keinen Zugang zu diesem „Oase genannten Bereich. Die Funktion des Ziergartens bestand vermutlich lediglich darin an der „Schauseite“ des Konzentrationslagers eine „gefällige“ Fassade zu schaffen. Möglicherweise nutzten auch SS‑Männer den Ziergarten, denn es gab einen Zugang von der Rapportführer-Baracke.

1944 wurde direkt südlich neben der „Oase“ das „Schutzhaftlager“ erweitert und ein Sonderlager für französische Prominente eingerichtet. Der Zugang zu diesem abgetrennten Bereich erfolgte durch die Gartenanlage, aber auch die französischen Häftlinge hatten keinen Zugang zur „Oase“.

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde im November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Der gesamte südliche Bereich des KZ wurde dazu in sieben eigenständige Lager unterteilt. Die Nutzung der, sich vor den, als Aufenthaltsbaracken der britischen Wachmannschaften genutzten, ehemaligen Effekten- und Kleiderkammer befindlichen, „Oase“ ist nicht bekannt.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Die Nutzung der „Oase“ in der frühen Gefängnisnutzung ist nicht bekannt. Später wurde die gestaltete Grünfläche geschliffen und war mit der Trauerweide Bestandteil einer nicht genutzten Rasenfläche.