Geländeplan

Klinkerwerke

Wirtschaftliche Interessen der SS

Wirtschaftliche Interessen der SS

Wirtschaftsbestrebungen der SS

1.0

Dem Arbeitseinsatz der Häftlinge in den Konzentrationslagern kam große Bedeutung zu, denn der Auf- und Ausbau der Lager musste in der Regel von den Häftlingen selbst geleistet werden. Die zumeist schwere körperliche Arbeit war dabei Bestandteil des Terrorsystems der SS, dem die Häftlinge in den Lagern unterworfen waren. Die Überlegung, die KZ-Häftlinge in eigenen Wirtschaftsbetrieben einzusetzen, um finanziell von ihrer Arbeitskraft zu profitieren, wurde in der SS um die Jahreswende 1936/37 entwickelt. Diese Wirtschaftsbestrebungen der SS wurden durch die allgemeine Arbeitsmarktlage begünstigt, da die Zahl der Arbeitslosen stark zurückgegangen war. Der erste Wirtschaftsbereich, in dem sich die SS engagierte, war die Herstellung von Baustoffen: Die Neugestaltungspläne Hitlers für Berlin und die anderen „Führerstädte“ (München, Linz und Hamburg sowie die Nürnberger Parteitagsbauten) erforderten sehr große Mengen an Baustoffen, für deren Produktion Arbeitskräfte nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung standen. Im Einvernehmen mit Hitler und Albert Speer, dem „Generalbauinspekteur für die Reichshauptstadt“ (Berlin), übernahm die SS-Führung 1938 die Aufgabe, mithilfe von KZ-Häftlingen für diese Projekte Baustoffe im großen Stil herzustellen. Die SS gründete im April 1938 die „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ (DESt). Einen Monat später wurde mit der Errichtung des ersten Werkes, einer Ziegelei in der Nähe des KZ Buchenwald, begonnen. Vier weitere Betriebsgründungen folgten noch im selben Jahr: Granitsteinbrüche in Flossenbürg und in Mauthausen und Ziegeleien in Oranienburg und in Neuengamme.


Einrichtung eines KZ-Außenlagers in Neuengamme

1.0

Am 31. August 1938 erwarb die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH in Neuengamme für 295 000 Reichsmark die stillgelegte Ziegelei Halbe. Vermutlich war die SS durch die Stadt Hamburg auf diese Ziegelei aufmerksam gemacht worden, da ein erhöhter Baustoffbedarf durch die geplante Umgestaltung Hamburgs zur „Führerstadt“ absehbar war. Diese alte Ziegelei in Neuengamme sollte wieder in Betrieb genommen, modernisiert und erweitert werden.
Die ersten 100 KZ-Häftlinge trafen im Dezember 1938 in Neuengamme ein und wurden zunächst auf dem Dachboden über der Trockenanlage der Ziegelei untergebracht. Diese Häftlinge kamen aus dem KZ Sachsenhausen, als dessen Außenlager Neuengamme bis zum Frühjahr 1940 geführt wurde.
In der alten Ziegelei wurden erste Versuche zur Klinkerherstellung durchgeführt. Klinker sind aus besonderen Tongemischen bei hohen Temperaturen gebrannte, besonders widerstandsfähige und harte Ziegel. Hierfür wurde das im Klinkerwerk Oranienburg eingesetzte Trockenpressverfahren gewählt. Aufgrund der Beschaffenheit der Neuengammer Tonvorkommen waren die Ergebnisse jedoch vollkommen unzureichend. Daraufhin wurde auf das Nasspressverfahren umgestellt, Ende 1939 entstanden hierfür Versuchsanlagen.