Geländeplan

Zeitspuren

Die Außenlager

Die Außenlager

Die Außenlager

Das Rüstungsministerium und die Industrie forderten ab 1942 verstärkt den Ein­satz von KZ-Häftlingen als Arbeitskräfte. Daraufhin entstanden in der Nähe von Pro­duktionsstätten und Baustellen zahlreiche Außenlager, die meisten im letzten Kriegsjahr. Bis 1945 existierten in Norddeutschland mehr als 85 Außenlager des KZ Neuen­gamme. Einige Lager wurden mehrfach belegt. Im März 1945 waren im Hauptlager Neuengamme 13 000 Männer inhaftiert, zur gleichen Zeit mussten ca. 28 000 Männer und über 12 000 Frauen in den Außenlagern für Wirtschaft, Wehrmacht, Staat und SS arbeiten.

Exponat: Barackenwand

6.0

Teile einer Unterkunftsbaracke des Frauen­außenlagers Wedel, die bis 1986 einer Firma als Lagerraum diente und dann abgebaut wurde.


Die Männeraußenlager

Zehntausende Männer aus ganz Europa – mehr als die Hälfte der Häftlinge des KZ Neuengamme – waren in der zweiten Kriegshälfte als Arbeitskräfte in mehr als 60 Außenlagern des KZ Neuengamme untergebracht. Sie arbeiteten in der Rüstungsproduktion, bauten Bunker, Verteidigungsstellungen, Industrieanlagen und Untertageproduktionsstätten und wurden in der Trümmerbeseitigung und bei der Instandsetzung von Verkehrs­wegen eingesetzt. Das erste Außenlager des KZ Neuengamme bei einem Rüstungs­betrieb wurde im August 1942 in Wittenberge eingerichtet. Die unter­schiedlichen Arbeitsbedingungen bestimmten auch die Lebensverhältnisse, die durch die schweren Arbeiten und den SS-Terror in den zumeist provisorischen Unter­künften oft katastrophal waren.

Salzgitter-Drütte

6.1

Im Außenlager Drütte in Salzgitter leisteten vom 13. Oktober 1942 bis zum 7. April 1945 bis zu 3000 Männer Zwangsarbeit in der Granatenproduktion für die Reichswerke „Hermann Göring“. Damit war es neben Bremen-Farge das größte Außenlager des KZ Neuengamme. Die Häftlingsblocks waren unter einer Hochstraße für den Werksverkehr untergebracht.


Lütjenburg-Hohwacht

6.1

Von Dezember 1944 bis zum 19. April 1945 mussten 200 Männer in Lütjenburg-Hohwacht im Auftrag des Kieler Betriebes Anschütz & Co. Präzisionskompasse herstellen, die u. a. für die V2-Rakete verwendet wurden. Die Häftlinge, meist hoch qualifizierte Fachleute, wurden in einem Barackenlager der Luftwaffe unmittelbar an der Ostsee einquartiert.


Bremen-Farge (Bunker „Valentin“)

6.1

Von Oktober 1943 bis zum 10. April 1945 existierte in Bremen-Farge ein Außenlager, in dem bis zu 3000 Häftlinge des KZ Neuengamme und 7000 ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge eines „Arbeitserziehungslagers“ einen U-Boot-Bunker errichteten. Die KZ-Häftlinge waren in einem unterirdischen Treibstoffbunker untergebracht.


Ladelund

6.1

Etwa 2000 Männer mussten in Ladelund zwischen dem 1. November und dem 16. Dezember 1944 Panzersperrgräben für den so genannten „Friesenwall“ ausheben, mit dem die Küste gegen eine Invasion gesichert werden sollte. Bei der Arbeit standen die Häftlinge im Grundwasser. Untergebracht waren sie in einem völlig überbelegten Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes.


Osnabrück (II. SS-Baubrigade)

6.1

Im Oktober 1942 wurde im KZ Neuengamme die II. SS-Bau­brigade aufgestellt. Einer ihrer Einsatzorte war Osnabrück. 250 KZ-Häftlinge wurden dort vom 17. Oktober 1942 bis Anfang Mai 1943 für Aufräumungsarbeiten, bei der Leichen­bergung und zur Bombenbeseitigung eingesetzt. Sie waren in einer Turnhalle untergebracht.


Hamburg-Spaldingstraße

6.1

Von Oktober 1944 bis zum 17. April 1945 bestand in einem Tabakspeicher in der Spaldingstraße 156/158 ein Außenlager mit 2000 Männern. Die Häftlinge wurden zu Auf­räu­mungs­arbeiten nach Bombenangriffen, zur Leichenbergung, zum Bomben­entschärfen, zur Reparatur von Gleisanlagen im Auftrag der Reichsbahn und beim Bau eines Bunkers an der Alster eingesetzt.


Hamburg-Steinwerder (Blohm & Voss)

6.1

Vom 9. Oktober 1944 bis zum 12. April 1945 arbeiteten etwa 600 Häftlinge – vor allem aus Polen und der Sowjetunion – auf dem Werftgelände von Blohm & Voss. Etwa 120 von ihnen waren als Dreher oder Schlosser in der Maschinenfabrik eingesetzt. Andere Häftlinge verrichteten auf dem Gelände Aufräumungsarbeiten. Kurz vor der Befreiung Hamburgs wurde das Lager auf Wunsch der Firmenleitung durch die SS geräumt.


Schandelah

6.1

Etwa vier Kilometer außerhalb von Schandelah mussten 800 KZ-Häftlinge vom 8. Mai 1944 bis zum 2. Mai 1945 ein Versuchs­werk zur Verarbeitung von Ölschiefer für die Steinöl GmbH errichten und im Tagebau Ölschiefer brechen. Vom Betriebs­gelände wurde eine Gleistrasse zum Bahnhof Schandelah gelegt.


Hannover-Ahlem (A 12)

6.1

Von Ende November 1944 bis zum 6. April 1945 wurden in Han­nover-Ahlem in der Maschinenfabrik Niedersachsen 750 jüdische Häftlinge beim Ausbau eines Asphaltstollens eingesetzt. Der Stollen sollte der Untertageverlagerung der rüstungswichtigen Produktion der Continental-Gummi­werke AG und der Maschinenfabrik Niedersachsen dienen. Die Männer waren in einem abgezäunten Barackenlager auf dem Gelände der Continental-Werke einquartiert.


AV-Station

6.1

Helmstedt-Beendorf (Männer- und Frauenaußenlager)

6.1

In Beendorf bei Helmstedt bestanden 1944/45 zwei Außen­lager des KZ Neuengamme: Auf verschiedenen Stockwerken im selben Gebäude waren Männer und Frauen unter­gebracht. Ihr Arbeitseinsatz war Teil der Verlagerung kriegswichtiger Rüstungsfertigungen unter Tage. Ab 17. März 1944 bauten 750 Männer unterirdische Produktionshallen in zwei Salzbergwerken aus, ab August 1944 arbeiteten bis zu 2500 Frauen für die Askania-Werke und die Luftgerätewerke Hakenfelde (Siemens-Konzern).


Karte der Außenlager des KZ Neuengamme

6.2

Die Frauenaußenlager

In den 24 Frauenaußenlagern, die 1944/45 dem Hauptlager Neuengamme zuge­ordnet waren, wurden Frauen über und unter Tage in der Rüstungsproduktion, bei der Trümmerbeseitigung und im Behelfsheimbau eingesetzt. Sie kamen vor allem aus der Sowjetunion, der Tschechoslowakei, Ungarn, Polen, Slowenien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Sie mussten in miserablen Unterkünften leben. Nach Berichten von Überlebenden waren SS-Aufseherinnen in einigen Fällen brutaler als Wachmänner, die nicht der SS angehörten.

Frauen im KZ

6.3

Frauen wurden bis 1938 in den Konzentrationslagern Moringen und Lichtenburg, ab 1939 im neu errichteten Frauen-KZ Ravensbrück inhaftiert. Die Zunahme von Verhaftungen und die Ermordung ganzer Bevölkerungsgruppen im Krieg trafen Frauen ebenso wie Männer. Sie wurden zum Arbeitseinsatz in der Kriegswirtschaft gezwungen oder im Zuge der rassistischen Verfolgungsmaßnahmen in den Vernichtungslagern im besetzten Polen ermordet. Im Deutschen Reich und den besetzten Ländern waren in 16 Hauptlagern und über 300 Außenlagern Frauen inhaftiert. Im Januar 1945 waren mehr als ein Viertel aller KZ-Häftlinge – über 200 000 – Frauen.


Audiostation

6.3

14 Frauen erinnern sich an den Arbeitseinsatz in Außenlagern des KZ Neuengamme und berichten über ihre Lage im KZ: Ruth Bondy, Ruth Bacherich, Frida Gottesmann, Ella Kozlowski, Edith Kraus, Edith Mayer, Karla Raveh und Suzie Weiss aus Israel, Hédi Fried und Livia Fränkel aus Schweden, Margit Herrmannová und Dagmar Lieblová aus Tschechien, Ewa Makovenyi aus Ungarn und Vida Plibersek aus Slowenien.


Bremen-Obernheide

6.3

Nach der Zerstörung des Außenlagers Bremen-Hindenburg­kaserne am 26. September 1944 wurden 800 polnische und ungarische Jüdinnen in drei Baracken in Bremen-Obernheide untergebracht. Sie waren bis Anfang April 1945 zu Auf­räu­mungs­arbeiten im Bremer Stadtgebiet, beim Bau von Behelfs­wohn­heimen, bei Planierarbeiten und zur Herstellung von Betonfertigteilen bei den Firmen Lüning & Sohn und Rodiek eingesetzt.


Hamburg-Eidelstedt

6.3

Vom 27. September 1944 bis April 1945 bestand in einem Barackenlager am Friedrichshulder Weg das Frauenaußenlager Eidelstedt. 500 ungarische und tschechische Jüdinnen aus dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau waren über die Außenlager Dessauer Ufer (Hamburg-Veddel) und Wedel in das Lager gekommen. Sie errichteten Behelfswohn­heime, so genannte Plattenhäuser, und räumten Bombentrümmer
und Schnee im Hamburger Stadtgebiet.


AV-Station

6.3

Exponat: Barackenwand

6.3

Teil einer Unterkunftsbaracke des Frauen­außenlagers Wedel, die bis 1986 einer Firma als Lagerraum diente und dann abgebaut wurde.