Lagereingang

Mit dem Aufbau der Unterkunftsbaracken in der ersten Jahreshälfte 1940 wurde am Neuen Heerweg (heute Jean-Dolidier-Weg) eine Brücke errichtet, die über einen parallel zum Neuen Heerweg verlaufenden Entwässerungsgraben führte und fortan den Zugang in das „Schutzhaftlager“ (Häftlingslager) bildete. Eine kleine Treppe in der lagerseitigen Uferböschung diente der Kontrolle der Brückenunterseite.

Rechts und links des Zugangs wurden im Herbst 1940 zwei kleine Baracken errichtet, die die Räume des Schutzhaftlagerführers und des Rapportführers aufnahmen. Die Baracken basierten mit den Grundmaßen von 8,14 m × 19,80 m offensichtlich auf dem RAD-Modulsystem, waren aber mit einer Wandhöhe von ca. 3 m höher als die entsprechenden RAD-Typen. Die Eingangstüren in die Baracken befanden sich auf den vom Lager abgewandten Seiten.

Ein einfaches, zweiflügeliges Holztor (5,30 m breit und 2,90 m hoch) bildete den Lagereingang. Das Tor war mit Stacheldraht bespannt, der aber im Gegensatz zu dem übrigen Zaun nicht unter Strom gesetzt war.

In der Neuplanung des KZ Neuengamme vom 5. März 1942 wurde auch der Eingangsbereich überarbeitet. Ein „repräsentatives“ 11,16 m × 27,60 m großes und 12,50 m hohes Torhaus sollte den neuen Lagereingang bilden. Der Entwurf des zweigeschossigen Gebäudes entsprach von der Form und der Gestaltung den Jour-Häusern (den Eingangsgebäuden in die Häftlingslager)  in anderen Konzentrationslager.

In der Fassadengestaltung hätten regionalistische Stilelemente wie Fachwerk, Fensterläden und Schleppgauben, aber auch „repräsentative“ Details wie ein Ziermauerwerk im Torbereich (Bossenmauerwer) und ein erhöhten Mittelteil (Mittelrisalit) mit einer Uhr im Giebelbereich auf der Lagerseite das Gebäude geprägt. Regional untypisch, aber den repräsentativen Charakter unterstreichend, wäre die Putzfassade gewesen. In dem Gebäude waren im Erdgeschoss die Räume des Arbeitseinsatzführers und der Blockführer vorgesehen. Im Obergeschoss waren neben den Räumen des Schutzhaftlagerführers und des Rapportführers auch die Räume der Politischen Abteilung mit Verhör- und Erkennungsdienstzimmern geplant, die bis dahin in der SS‑Kommandanturbaracke im SS‑Lager untergebracht waren.

Diese Neuplanung des Eingangs wurde jedoch nicht realisiert.

Am 2. Mai 1945 wurde das von der SS geräumte Konzentrationslager Neuengamme von der britischen Armee übernommen. Nachdem die britische Militärverwaltung das Gelände kurzzeitig als Lager für Displaced Persons (DP‑Camp) und als Lager für deutsche Kriegsgefangene genutzt hatte, wurde ab November 1945 ein ziviles Internierungslager, das „Civil Internment Camp No. 6“ (CIC 6), eingerichtet. Der Eingang in das ehemalige „Schutzhaftlager“ (Häftlingslager) diente weiterhin als Zugang, das einfache Holztor wurde jedoch durch ein zweites Tor ergänzt, sodass eine Schleusensituation entstand. Auf der Straßenseite der Brücke wurden außerdem zwei große, aus Klinkern gemauerte Pfeiler errichtet, die Bestandteil eines zusätzlich gezogenen zweiten Zaunes waren.

Am 6. September 1948 wurde das Gelände an die Hamburger Gefängnisbehörde übergeben, die es als „Männergefängnis Neuengamme“ weiternutzte. Der vorhandene Eingang blieb zunächst bestehen.

Ab 1953 wurde das gesamte Gefängnis dann neu strukturiert. Der Eingang wurde in den Norden verlegt und der ursprüngliche Eingangsbereich mit den Holzbaracken und der Brücke abgerissen.